03. November 2025

Gender Equality Week 2025 – Gleichstellung weiterdenken

Am 2. November ist in Österreich Equal Pay Day – jener symbolische Tag, ab dem Frauen statistisch gesehen bis Jahresende gratis arbeiten, wenn man ihre Einkommen mit jenen der Männer vergleicht. Er erinnert daran, dass die Einkommenslücke zwischen Frauen und Männern auch 2025 noch Realität ist: Laut Eurostat (2022) beträgt sie derzeit 18,4 %.

Die Einkommensunterschiede variieren in Österreich je nach Bundesland sehr stark. Daher gibt es für jedes Bundesland einen unterschiedlichen Equal Pay Day. Mehr dazu: Equal Pay Day in Österreich » alle Infos | AMS

Passend dazu startet diese Woche die Gender Equality Week“ des Europäischen Parlaments. In ganz Europa stehen Initiativen, politische Maßnahmen und gesellschaftliche Diskussionen im Mittelpunkt, die zeigen:

Gleichstellung ist nicht nur ein Menschenrecht, sondern auch eine Voraussetzung für soziale Gerechtigkeit, wirtschaftliche Innovationskraft und nachhaltiges Wachstum.

Europa setzt auf konkrete Maßnahmen

Mit dem Aktionsplan für die Gleichstellung der Geschlechter verfolgt die Europäische Kommission das Ziel, bis 2025 echte Chancengleichheit in allen Lebensbereichen – von Bildung und Arbeit über Gesundheitsversorgung bis hin zu politischer Teilhabe – zu erreichen. Ein zentrales Element dabei ist die EU-Lohntransparenzrichtlinie, die bis Juni 2026 in nationales Recht umgesetzt werden muss. Sie soll sicherstellen, dass gleiche Arbeit auch gleich entlohnt wird und Gehaltssysteme fair.

Faktenlage:

In der EU beträgt der unbereinigte Gender Pay Gap, also die Differenz im durchschnittlichen Bruttostundenverdienst von Frauen und Männern, etwa 12,0 % (Eurostat, 2023).

In einzelnen Mitgliedstaaten ist die Kluft deutlich größer:

  • Estland: 21,3 %
  • Österreich: 18,3 % im Jahr 2023 – deutlich über dem EU-Durchschnitt (Statistik Austria).
  • Luxemburg: -0,7 % (Frauen verdienen im Schnitt leicht mehr als Männer).

Auch beim Beschäftigungsgefälle (Gender Employment Gap) bestehen weiterhin Unterschiede: Im Jahr 2023 lag die Differenz im EU-Durchschnitt bei rund 10 Prozentpunkten – der Anteil erwerbstätiger Männer ist also noch immer deutlich höher als jener von Frauen.
Ein zentraler Grund dafür liegt in der ungleichen Verteilung von Frauen und Männern über Branchen hinweg: Viele Frauen arbeiten in niedrig bezahlten Bereichen wie Pflege, Bildung oder Gesundheitswesen.

Um diesen Ungleichheiten entgegenzuwirken, setzt die EU auf Lohntransparenz als Hebel für Veränderung. Die neue „Pay Transparency“-Richtlinie soll Beschäftigten mehr Einblick in Gehaltsstrukturen geben und faire Entlohnung erleichtern – mit ersten positiven Trends: Laut Eurostat sinken Gender Pay Gap und Beschäftigungslücke in vielen Mitgliedstaaten kontinuierlich.

Mehr Transparenz – ein Game Changer für Österreich

Auch in Österreich bekommt das Thema aktuell neuen Schwung: Eine Allianz aus Arbeiterkammer, Gewerkschaftsbund, Städtebund sowie Frauen- und Mädchenberatungsstellen fordert eine konsequente Umsetzung der EU-Richtlinie und mehr Offenheit beim Thema Gehalt. Laut einer aktuellen Studie sprechen 59 % der Beschäftigten  in Österreich nicht über ihr Gehalt – und ein Drittel weiß nicht, was Kolleg:innen verdienen. Diese fehlende Transparenz macht Einkommensungleichheit unsichtbar.

Die Allianz fordert daher:

  • eine offene Gesprächskultur über Einkommen,
  • Transparenz über alle Entgeltbestandteile,
  • Einkommensberichte auch in kleineren Betrieben,
  • und eine starke Monitoringstelle zur Unterstützung von Arbeitgeber:innen und Betriebsrät:innen.

Mehr Transparenz kann nicht nur ökonomische Fairness schaffen, sondern auch die soziale Sicherheit stärken. Da finanzielle Abhängigkeit als Risikofaktor für Gewalt gegen Frauen gilt, ist faire Bezahlung auch ein Beitrag zu mehr Schutz und Eigenständigkeit.

Gleichstellung als Grundlage für Wirtschaft und Gesellschaft

Der Europäische Sozialfonds Plus (ESF+) unterstützt in Österreich zahlreiche Projekte, die Gleichstellung praktisch voranbringen:

Eine Übersicht aller ESF+-Projekte im Bereich Gleichstellung und Inklusion finden Sie hier.

Die Gender Equality Week erinnert uns daran, dass Gleichstellung nicht automatisch passiert den sie braucht klare Regeln, Transparenz und das Engagement vieler Akteur:innen.
Ob auf europäischer Ebene mit dem Aktionsplan und der Lohntransparenzrichtlinie oder in Österreich durch starke Partnerschaften und ESF+-Projekte:
Gemeinsam können wir Strukturen verändern – für faire Chancen, gerechte Bezahlung und eine gleichberechtigte Zukunft.

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